Es gibt Menschen, die eine vollständige Adresse inklusive Handynummer in das Kästchen eines Rechenblattes schreiben können. Vergleichbare Fähigkeiten muss auch der ansonsten unbekannte Schreiber des Psalteriums des heiligen Rupert besessen haben: Der Schriftspiegel misst gerade mal 3,3 x 2,5 cm und enthält dennoch 18 Zeilen in karolingischer Minuskel. Und trotz des winzigen Formates finden sich gelegentlich Goldschrift auf Purpurhintergrund, goldene Initialen zu drei Psalmen sowie die übliche Beatus-vir-Initiale. Sein transportables Format lässt neben reichen Gebrauchsspuren darauf schließen, dass dieses besondere Kleinod täglich verwendet wurde. Zwar ließ sich die Verbindung des Codex zum hl. Rupert bislang nicht ganz klären. Aber es ist davon auszugehen, dass der Codex mit der Frühzeit der Christianisierung des deutschen Sprachraums in Verbindung steht. In jedem Fall kommt ihm derzeit der Rang des weltweit kleinsten Faksimiles zu.